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Eine Kunstaktion der

Freien Akademie für Kunst und Kreativität Ober-Ramstadt (akkrea)

in Kooperation mit der

Welterbe Grube Messel GmbH

 

10 Malerinnen beschäftigen sich seit Februar 2015 dieses Jahres auf
künstlerische Weise mit verschiedenen Facetten der Grube Messel. Hierzu gehören auch gemeinsame Erkundungen und das gemeinsame künstlerische Arbeiten vor Ort.

Die entstandenen Werke können in einer Ausstellung im Besucherzentrum der Grube Messel ab Dezember 2015 besichtigt werden.

 

Die Malerinnen sind: Christine Franke, Verena Frydrych, Brigitte Helmes, Christiane Kunz-Weiß, Mechthild Lück, Ella Özener, Inge Rick, Petra Satorius, Gisela Scheinig, Claudia Söding

 

 

Hintergrund

Die Kunstakademie akkrea führt seit mehreren Jahren eine berufsbegleitende Kunst-Ausbildung in der Kategorie Freie Malerei durch.

Die Ausbildungszeit beträgt drei Jahre. Das dritte Jahr ist von der gemeinsamen Beschäftigung mit einem besonderen Ort geprägt, der deutliche Anreize für die  künstlerische Auseinandersetzung bietet. Dieser Ort  ist  2015 die Grube Messel.

 

Die Grube Messel (1) und einige der Ansätze zur künstlerischen Auseinandersetzung

 

Vulkansee: An der Stelle der heutigen Grube Messel befand sich einst ein Maarsee. Der heutige Rand der Grube war quasi das Ufer des ehemaligen Sees, der vor 47 Mio. Jahren durch eine Vulkanexplosion entstand. Die „Grube“ selbst ist erst zwischen 1885 und 1971 entstanden, als man den Ölschiefer abbaute, um Rohöl zu gewinnen.

Besondere Fundstätte: Der erste belegte Fossilienfund - ein Krokodil - stammt aus dem Jahre 1875. Gut 90 Jahre später, 1966, fand die erste wissenschaftliche Fossiliengrabung des Landesmuseums Darmstadt in der Grube Messel statt. Die Rohölgewinnung war zwischenzeitlich eingestellt worden. Seit 1975 graben hier regelmäßig Teams des Frankfurter Senckenberg-Instituts und anderer wissenschaftlicher Institutionen. Der außerordentlich gute Zustand der Fossilien aus der Grube Messel begründet ihren Weltruhm.

Ein Fenster in die Urzeit: Die Grube Messel stellt ein Fenster in die Vergangenheit dar. Wir wissen heute, dass Nord- und Südpol vor 47 Mio. Jahren keine Eiskappen trugen. Die klimatischen Unterschiede zwischen Äquator und polaren Breiten waren vergleichsweise gering. Große Teile Europas wurden von einem flachen Meer bedeckt. Messel lag damals auf der sog. mitteleuropäischen Insel, was in etwa der geografischen Breite des heutigen Sizilien entsprach. Mit der Verschiebung der Kontinente wanderte auch dieser Ort nach Norden. Die Dinosaurier, die mit ihrer ungeheuren Artenvielfalt  160 Jahre lang die Erde beherrschten, waren bei Entstehung der Grube Messel bereits seit 18 Mio. Jahren  ausgestorben.

Fast-Mülldeponie: 1975 übernahm der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) die Grube. Es sollte eine zentrale Mülldeponie für 20 Mio. m³ Müll des Ballungsraums Südhessen entstehen. Massive Bürgerproteste führten 1975 zur Gründung einer Bürgerinitiative; die geplante  Mülldeponie konnte verhindert werden.

Unser Umgang mit Natur: Die Grube Messel führt uns beispielhaft die diversen Facetten unseres Umgangs mit der Natur vor Augen: Wir beuten sie aus, eignen uns ihre Rohstoffe an und belasten sie mit Abfällen. Wir erforschen sie und betrachten sie mit ehrfürchtiger Neugierde. Wir suchen ihre Nähe zum Zwecke der Erholung und errichten Schutzräume für Tiere und Pflanzen. Als Teil dieser Natur verändern wir diese, aber sie verändert auch uns.

Der Wert von Zeit: Ein Zeitfenster von 47. Mio Jahren ermöglicht einen weiten Blick zurück in ferne Vergangenheit. Insofern ist Zeit von unschätzbarem Wert für die Menschheit. Angesichts des Beinahe-Schicksals der Grube als Müllkippe wird deutlich, wie unachtsam wir mit Schätzen der Natur umgehen und wie gefährdet Naturstätten sind. Welchen Wert hat  Zeit in der heutigen Zeit für uns. 

Die Bedeutung von Erbe: Die Grube Messel ist heute Weltnatur-Erbe. Ein Erbe, das für kommende Generationen erhalten bleiben sollte. Die Frage drängt sich auf, mit welchem Bewusstsein wir der Natur begegnen, wie wir mit ihr umgehen und sie wieder verlassen werden, um dieses Erbe zu rechtfertigen. Verschiedene Illusionen halten uns davon ab, die Welt für nachkommende Generationen zu erhalten. Zum einen glaubt der Mensch die Welt zu besitzen und somit ein Recht zu haben, damit beliebig umzugehen. Zum anderen meint er, Ressourcen verschwenden oder Dinge „wegwerfen“ zu können, als würden sie einfach verschwinden, wenn sie aus den Augen sind. Welchen Schutz und  welche Würde gestehen wir der Natur zu, damit sie erhalten bleibt?

 

Ausstellung

Anfang Dezember 2015 wird die Grube Messel ihr 20-Jähriges Bestehen als Weltnaturerbe feiern. Anlässlich dieses Jubiläums sollen die während der Projektwoche geschaffenen Werke ausgestellt werden. Geplant ist, die Arbeiten – für einen 3-monatigen Zeitraum - an verschiedenen Stellen im Besucherzentrum der Grube Messel zu präsentieren.

 

Eröffnet wird die Ausstellung von Vertretern aus Politik und Wirtschaft am 11. Dezember 2015. Die Öffentlichkeit wird  am  31. Januar 2016 zu einer Vernissage eingeladen.

 

 

 

 

weitere Informationen : www.akkrea.de



[1] Quelle: Gerd Mangel „Faszination Welterbe Grube Messel“, Kleine Senckenberg-Reihe, Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2011